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Arbeiter-Rad- und Kraftfahrerbund „Solidarität‟

Solidarität1 Solidarität2 Solidarität3 Solidarität4 Ein erster sozialdemokratischer Radfahrerbund „Arbeiter-Radfahrer-Union‟ wurde am 01./02.10.1893 in Leipzig durch 16 Delegierte aus 13 Orten, die weniger als 200 Mitglieder vertraten, gegründet und war laut „Vorwärts‟ vom 22.10.1893 schon wieder verboten worden. Die am 13./14.05.1894 in Berlin erneut ins Leben gerufene „lose Organisationsform‟ mit einem Vertrauensleutesystem erwies sich als unhandlich. Deshalb wurde am 24./25.05.1896 in Offenbach/Main der „unpolitische‟ Arbeiter-Radfahrer-Bund „Solidarität‟ mit Sitz ebenda gegründet. Waren bis dahin lediglich 18 Orte mit 467 Mitgliedern erfasst, wuchs die Zahl zwischen 1902 (schon 11.000 Mitglieder) und 1908 (100.000 Mitglieder) sehr rasch. Seit dem 7. Bundestag war Chemnitz Sitz des Bundes, der am 20.10.1907 wegen der liberaleren hessischen Vereinsgesetze wieder nach Offenbach verlegt wurde. Dort besaß der Bund eine eigene Fahrradfabrik.
Als der Bundestag 1904 in Erfurt beschloss, dass es in jedem Ort nur einen Bundesverein geben dürfe, traten etwa 600 Mitglieder aus und gründeten den Arbeiter-Radfahrerbund „Freiheit‟. Obwohl nicht mehr als eine Splittergruppe entfaltete die „Solidarität‟ daraufhin eine heftige Kampagne gegen die „Freiheit‟, da man der Meinung war, jede Zersplitterung der Arbeitersportbewegung sei überflüssig und schädlich.
Schon der Bundestag 1900 hatte die bisher auf Vereinsebene erlaubten Radrennen untersagt. Erst nach dem 1. Weltkrieg war auch der Rennsport wieder ins sportliche Programm aufgenommen worden. Der damit einhergehende Beschluss des 13. Bundestages einer Begrenzung der Renndistanz auf maximal 10 km wurde erst auf dem 15. Bundestag 1924 auf 50 km ausgedehnt.
1928 erfolgte die Umbenennung in Arbeiter-Rad- und Kraftfahrerbund „Solidarität‟. Die Abspaltung des kommunistischen Flügels in den Verbänden der Zentralkommission für Sport und Körperpflege (ZK) im gleichen Jahr traf die „Solidarität‟ außer in Berlin kaum.
Im April/ Mai 1933 verboten die Landesregierungen dann auf Grund der Verordnung des Reichspräsidenten „zum Schutz von Volk und Staat‟ vom 28.02.1933 auch die „Solidarität‟. Das Eigentum wurde wie das aller Arbeitersportverbände beschlagnahmt und unter Treuhand der Polizei gestellt, nach dem der Reichsminister des Innern am 27.06.1933 einen Runderlass „über den Neuaufbau der deutschen Sportorganisationen‟ an die Landesregierungen veröffentlicht hatte. Mit erneutem Runderlass vom 14.10.1933 wurden „Reichstreuhänder‟ eingesetzt.
Nach dem Krieg begann die Reorganisation der „Solidarität‟ in Hessen. Von Anfang an stand man den neu gegründeten Landessportverbänden (LSV) skeptisch gegenüber, wollte man wie ehedem Sport treiben. Wenn auch die Entwicklung in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich verlief, konnte auf dem Westdeutschen Verbandstag vom 08.-10.04.1949 in Emmershausen der Zusammenschluss als Rad- und Kraftfahrerbund „Solidarität‟ in der Bi-Zone vollzogen werden (24.000 Mitglieder). Übrigens neben dem Touristenverein „Die Naturfreunde‟ und dem Arbeiter-Samariterbund die einzige Wiedergründung ehemaliger ZK-Mitgliedsorganisationen.

Man bekannte sich unmissverständlich zum Grundprinzip des Amateursports. Trotz starker Gewichtung des Kampf- und Leistungssports wurden keine isolierten Spitzenleistungen angestrebt. Der sich ab Juli 1950 Arbeiter-Rad- und Kraftfahrerbund „Solidarität‟ nennende Verband wurde am 04.05.1951 Mitglied der Confédération Sportive International du Travail (CSIT).
Die Einigungsbemühungen zwischen BDR und „Solidarität‟ begannen am 16.07.1951, als man sich in Dortmund traf, um einen Ausschuss zu schaffen, der erst mal technische Dinge prüfen und angleichen sollte. Danach sollte eine praktische Zusammenarbeit angestrebt werden. Während sich aber der BDR für eine Vereinigung aussprach, strebte die „Solidarität‟ nach einer gemeinsamen „Behörde‟ nach österreichischem Vorbild. Trotzdem wurde im Februar 1953 eine Arbeitsgemeinschaft beschlossen, die aber am 05.12.1953 durch den BDR ohne Angabe von Gründen annulliert wurde. Nach dem Rücktritt Nölls am 02.04.1954 als Bundesvorsitzender der „Solidarität‟ gab es Bestrebungen zum Arrangement mit dem Deutschen Sportbund (DSB). So stellte die „Solidarität‟ noch 1954 Aufnahmeanträge an DSB und UCI. Während die UCI mit dem Hinweis auf die Mitgliedschaft des BDR am 18.08.1954 ablehnte, gab es seitens des DSB keine Reaktion. Nach einem erneuten Aufnahmeantrag an den DSB vom 09.08.1955 folgten bis zum 05.04.1956 weitere drei Anträge. Der letzte Antrag wurde am 01.07.1956 vom DSB behandelt. Es wurde vorgeschlagen die Arbeitsgemeinschaft mit dem BDR mit dem Ziel einer späteren Vereinigung zu erneuern. Die „Solidarität‟ stimmte sofort zu, der BDR nach einigem Zögern am 15.12.1957 ebenfalls. Es kam aber in der Frage der Vereinigung zu keinen substanziellen Fortschritten. Daraufhin stellte der DSB das Ultimatum sich bis zum 01.07.1961 zusammenzuschließen. Aber eine Einigung war nicht möglich. Die „Solidarität‟ wollte z.B. ihre Motorsport betreibenden Mitglieder nicht verlieren und der BDR wollte seine Profis in die Vereinigung mitbringen. Daraufhin erklärte der BDR, die Arbeitsgemeinschaft über den 31.12.1962 hinaus nicht zu verlängern.
Die am 18.10.1964 erfolgte Streichung des Wortes „Arbeiter‟ aus dem Verbandsnamen Rad- und Kraftfahrerbund „Solidarität‟ Deutschland 1896, ist vor dem Hintergrund fallender Mitgliederzahlen zu sehen.
Im April 1969 versuchte die „Solidarität‟ mit einer Klage vor dem Landgericht Frankfurt seine Aufnahme in den DSB erneut durchzusetzen. Die Klage wurde am 28.05.1971 abgelehnt. In der Revision vor dem Oberlandesgericht Frankfurt wurde am 27.11.1975 der DSB zur Aufnahme des RKB „Solidarität‟ verurteilt. Die „Solidarität‟ verzichtete aber auf die Vollstreckung des Urteils, trat stattdessen im Mai 1976 in Verhandlungen mit dem DSB und dem BDR. Als Ergebnis dieser Verhandlungen wurde am 01.10.1976 der Sportverkehr zwischen „Solidarität‟ und BDR wieder aufgenommen. Hinfort verzichtete die „Solidarität‟ auf die Austragung eigener deutscher Meisterschaften. Am 11.06.1977 wurde dann die „Solidarität‟ als Anschlussverband (heute Sportverband mit besonderen Aufgaben) in den Deutschen Sportbund aufgenommen. Die „Solidarität‟ unterstrich aber, dass sie auf ihren gerichtlich bestätigten Anspruch auf ordentliche Mitgliedschaft damit nicht verzichten würde.
Die bisher letzte Änderung des Verbandsnamens erfolgte am 15.11.2015 in RKB „Solidarität‟ Deutschland 1896.
Mitgliederentwicklung
1896: 467 in 18 Ortsvereinen
1902: 11.000
1908: 100.000
1913: 148.508 in 3.743 Ortsvereinen
1918: 22.000
1919: 103.385 in 2.387 Ortsvereinen
1925: 189.559 in 4.513 Ortsvereinen
1928: 220.316
1929: 320.000 in 4.951 Ortsvereinen
1932: 350.000 in 5.491 Ortsvereinen
1958: 48.549
1965: 33.000
2000: 38.944
2010: 37.060
2019: 38.593

Vorsitzender bis 1933

Arbeiter-Radfahrer-Union
01. - 22?10.1893 A. Vollmar (Leipzig)
Agitationskommission der Arbeiterradfahrer Deutschlands
13.05.1894 - 03.06.1895 Karl Reißenleiter (Fürth)
03.06.1895 - 24.05.1896 Franz Bösch (Stuttgart)
Arbeiter-Radfahrer-Bund „Solidarität‟
24.05.1896 - 29.05.1898 Paul Benz (Stuttgart)
29.05.1898 - 20.01.1899 August Forschner (Frankfurt)
20.01.1899 - 22.05.1904 Philipp Althaus (Frankfurt)
22.05.1904 - 24.08.1919 Karl Fischer (Offenbach)
24.08.1919 - 1933 (Verbot) Heinrich Niemann (Elberfeld, später Offenbach)


Arbeiter-Radfahrerbund „Freiheit‟

Freiheit Als der Bundestag des Arbeiter-Radfahrerbundes „Solidarität‟ 1904 in Erfurt beschloss, dass es in jedem Ort nur einen Bundesverein gegeben dürfe, traten etwa 600 Mitglieder aus und gründeten noch im Oktober 1904 von Berlin aus den Arbeiter-Radfahrerbund „Freiheit‟. Sowohl mitgliedermäßig wie auch sportlich blieb der Bund eine unbedeutende, von inneren Spannungen zerrissene Splittergruppe, die auch nicht der Zentralkommission für Arbeitersport und Körperpflege (ZK) angehörte. Zweck war die Hebung und Förderung des Arbeiter-Radsports. Der Bund trug keine sportlichen Wettkämpfe aus.
Der Arbeiter-Radfahrerbund „Freiheit‟ wurde wie alle Arbeitersportverbände ebenfalls 1933 verboten.
Mitgliederentwicklung:
1904: 14 Vereine
1924: 56 Vereine mit 2.782 Mitgliedern
1926: 80 Vereine mit 4.500 Mitgliedern
1930: 80 Vereine mit 4.500 Mitgliedern

Vorsitzender

??.10.1904 - (1906) Franz Liehr
19?? - 1921 Hoffmann
1921 - (1930) Th. Mak (Obertürkheim)



Letzte Änderung: 20.01.2022